Finger weg von Nachfasstelefonaten!

 

Dieser völlig neue Drive schafft Wert – einerseits für dich, andererseits für die Firma: Du präsentierst deinem potenziellen Arbeitgeber noch vor der Bewerbung, dass du seine Ressourcen nicht verschwendest und glänzt stattdessen mit zielorientierter Effizienz.

Dimitri Lätt

Spätestens nach zwei Wochen gähnender Funkstille schleicht sich eine Ungeduld ein. Du greifst zum Hörer, um nachzufassen. Ganz nebenbei kannst du deinem Gesprächspartner ja auch nochmals dein Interesse bekunden und zeigen, dass du wirklich motiviert bist. Ist doch super!

Doch Moment! Bevor du voreilig zum Hörer greifst möchte ich dir aufzeigen, warum dieses Vorgehen unnötige Kosten verursacht und was sich immer wieder als bessere Alternative erweist.

Anruf mit No-Go-Potenzial

Ein unangenehmes Gefühl: Die Bewerbung für die vermeintliche Traumstelle ist versendet, nachts malst du dir schon deinen Arbeitsalltag in der neuen Firma aus und dabei liegt deine Zukunft gar nicht in deinen Händen – sondern in denen der Recruiter!

Eine geläufige Faustregel besagt, dass nach zwei Wochen des Stillstands der geeignete Zeitpunkt gekommen ist, um proaktiv zu werden. Mit dem Nachfasstelefonat während der Stellensuche möchten viele Bewerber zeigen, wie motiviert und engagiert sie sind.

Leider schießen sie häufig mit ihrer Proaktivität am Ziel vorbei und sich unter Umständen sogar selbst ins Aus: Sie reißen die vielbeschäftigten Recruiter und Linienvorgesetzten aus der Arbeit, um die Frage zu stellen: “Wie weit sind Sie mit der Rekrutierung?”.

Cleverer Ansatz, mangelhafte Umsetzung

Als Bewerber ist es für dich wichtig, aus der Bewerbermasse herauszustechen. Die Methode des zusätzlichen Anrufs ist daher sehr vielversprechend – aber nicht nach dem Versenden der Bewerbung, sondern davor! Ein Telefonat zur Vorabklärung ist um ein vielfaches zielführender als das Nachfassen. Du solltest deinen potenziellen Arbeitgeber also bereits während der aktiven Stellensuche anrufen, noch bevor du deine Unterlagen versendest!

Kontaktiere den Entscheider (Nicht die HR-Abteilung!), sobald du die freie Stelle im Netz erblickt hast oder über den verdeckten Stellenmarkt auf die Firma aufmerksam wurdest. Signalisiere deinem Gesprächspartner, dass du seine kostbare Zeit wertschätzt und direkt auf den Punkt kommst. Dann erzeugst du einen Dialog auf persönlicher Ebene, indem du eine Extraportion Persönlichkeit einbringst.

Stelle einfache Fragen und verzichte auf typische Floskeln, die du dir selbst beantworten kannst. Gib stattdessen die Möglichkeit, dass der Recruiter für sein Unternehmen werben kann und du dir einen Eindruck davon verschaffen kannst, ob die Firma wirklich deinen Wünschen und Werten entspricht.

Anstelle von „Ist der Job noch zu frei?“ oder “Ich habe noch nicht so viel Erfahrung, kann ich mich trotzdem bewerben?”, wären geeignete Beispiele:

Welche Persönlichkeit ist die optimale Ergänzung für Ihr Team? Bei Ihnen steht auf der Website dass der Mensch im Fokus steht. Wie zeigt sich dieser wichtige Wert im Alltag? Haben Sie ein Beispiel, wo dies praktisch angewandt wurde? Wie schaffen Sie es, als Unternehmen so innovativ zu sein? Was ist Ihr Erfolgsrezept?

Die letzte, magische Frage möchte ich dir auch mitgeben: 

„Weshalb lieben Sie es, am Montagmorgen aufzustehen und für diese Firma zu arbeiten?“

Es handelt sich um eine sehr persönliche Frage, die einerseits für tiefe im Gespräch sorgt, während sie andererseits noch einen ganz besonderen Vorteil mit sich bringt: Sie ist so individuell, dass der Entscheider sich beim nachfolgenden Bewerbungsgespräch sofort an euer einzigartiges und angenehmes Telefonat zurückerinnern wird. Das Gespräch ist nicht Frage & Antwort sondern ein Austausch! Du bleibst also im Gedächtnis und erschaffst Gesprächsstoff für das Interview!

Der frühe Vogel fängt den Wurm

Leite das Telefonat ein, indem du über die Firma und deren Werte und Philosophie, statt über die freie Stelle und deren Anforderungen sprichst. Mit diesem frischen Ansatz sorgst du ohne Umschweife für ein erstes Aufhorchen – und du transportierst direkt, was dich am Unternehmen begeistert.

Unterschwellig machst du deinem Gesprächspartner auf diese Weise ein Kompliment. Dessen resultierender Stolz, dass er in dieser tollen Firma arbeitet, mündet in einem großartigen Effekt: Du bleibst ihm positiv in Erinnerung. Indem du das Telefonat und dein Anliegen kurz fasst, erweist du dich zudem als respektvoll und effizient. 

Dieser völlig neue Drive schafft Wert – einerseits für dich, andererseits für die Firma: Du präsentierst deinem potenziellen Arbeitgeber noch vor der Bewerbung, dass du seine Ressourcen nicht verschwendest und glänzt stattdessen mit zielorientierter Effizienz.

Behalte zudem immer im Kopf: Mit gezielten Fragestellungen ist es dein Ziel herauszufinden, ob eine Bewerbung sich für dich und die Firma lohnt – oder ob du deine wertvolle Zeit lieber mit der Suche nach anderen Firmen verbringen solltest, welche deinen Vorstellungen entsprechen.